Über den Vitalisgarten und die Verwertung unserer Kompostabfälle

von | 28. Jan 2022 | Wir stellen vor | 0 Kommentare

Seit vielen Jahren sammeln wir bei The Good Food neben Biomüll auch kompostierbare Abfälle in separaten Eimern. Warum? Weil diese Abfälle dazu beitragen können, dass neues schönes Gemüse gedeiht. Dafür bringen wir sie regelmäßig in den „Vitalisgarten“, einen Gemeinschaftsgarten in Köln-Vogelsang. Diesen wunderschönen Garten möchten wir euch in diesem Artikel vorstellen. Auch über das Komposten werdet ihr das eine oder andere erfahren.

Wenn ihr Lust habt, setzt euch doch einmal in die S-Bahn (Haltestelle Technologiepark Müngersdorf) oder aufs Fahrrad und schaut euch den Garten selbst an! Wer durch das Tor an der alles andere als romantischen Vitalisstraße tritt, hat bald das Gefühl, in eine andere Welt gelangt zu sein – ganz besonders im Sommer (in dem auch die Bilder entstanden sind):

Volker und Katharina

Eine Wiese und mehrere alte Schrebergärten reihen sich aneinander, von denen ein Großteil von den Gemeinschaftsgärtnern bewirtschaftet wird. Obstbäume und Beerenbüsche hängen voller Früchte, an hohen Stangen klettern Bohnen in den Himmel, in einem Teich sonnen sich Frösche, in Beeten unterschiedlichster Form und Größe gedeihen Rote Bete, Zucchinis, Tomaten, Paprika, Artischocken, Kartoffeln, Kräuter und vieles mehr. Dazwischen gibt es jede Menge Grün, Blumen in allen Farben, hübsche Sitzecken und in die Jahre gekommene – und gerade dadurch urgemütlich wirkende ­– Schrebergartenhäuschen. Immer wieder trifft man auf Gärtnerinnen und Gärtner, die ernten, jäten, gießen oder mulchen und zwischendurch gerne für ein Schwätzchen innehalten. Insgesamt gärtnern zurzeit etwa 15 Menschen jeden Alters mit, meistens samstags ab 14 Uhr.

Katharina, Volker und der Verein „Gartenwerkstadt Ehrenfeld“

Wer steckt hinter diesem kleinen Paradies? Das sind in erster Linie Katharina und Volker, die das Gemeinschaftsgärtnern im Rahmen des Vereins „Gartenwerkstadt Ehrenfeld e.V.“ schon an verschiedenen Kölner Standorten ermöglicht haben. Es handelte sich jeweils um Zwischennutzungen des Gartengeländes – das gilt auch für die Schrebergartenanlage, die den Vitalisgarten beherbergt –, so dass das ganze Projekt immer wieder umziehen und sich dabei neu erfinden musste. Schon daran merkt man: Die beiden lassen sich nicht leicht unterkriegen. Sie sind Gestalter, Lösungssucher und Möglichmacher mit viel Begeisterung für das Gärtnern, aber auch für Austausch und Gemeinschaft und für das Kreieren einer lebenswerteren Stadt. Und nicht zuletzt für den Erhalt von Artenvielfalt, alten Sorten und sortenreinem Saatgut.

Auf der Website ist die Philosophie des Vereins sehr schön auf den Punkt gebracht.

Um den Austausch zu fördern, gibt es – in Coronazeiten allerdings eingeschränkt – auch immer wieder Veranstaltungen, zu denen alle interessierten Mitbürger:innen eingeladen sind. Dazu gehören zum Beispiel Kinderprogramme oder auch im Jahr 2016 ein Projekt mit Geflüchteten.

Die Bedingungen wandeln sich

Da es sich beim Vitalisgarten um Schrebergartengelände handelt, kann hier direkt im Boden gegärtnert werden. Bei den Stationen davor war das anders, denn dort gab es keine oder ungeeignete Erde. Das hieß, dass die gesamte Pflanzerde organisiert, auf das Gelände gebracht, in selbstgezimmerte Kisten gefüllt und in diesen Kisten bearbeitet werden musste. Auch die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen war damals nicht ganz einfach. Das Wasser zum Beispiel wurde in großen Regentonnen gesammelt und musste in Gießkannen zu den Pflanzen gebracht werden. Die Wasseranschlüsse im Vitalisgarten fühlen sich deshalb wie der reinste Luxus an.

Kurze Historie:

  • Das erste Gartenprojekt der Garteninitiative gründete 2011 das Design Quartier Ehrenfeld am Grünen Weg in Ehrenfeld. Katharina war damals schon mit dabei und mischte kräftig bei der Gründung mit. Bevor am Grünen Weg eine neue Wohnsiedlung entstand, konnte die Initiative das Gelände nutzen und erste Erfahrungen im Kistengärtnern sammeln.
  • 2013 wurde der gemeinnützige Verein gegründet, in den Volker von Anfang an viel Zeit, Wissen sowie Talent in Sachen Orga und Kommunikation einbrachte.
  • Als der Grüne Weg im Jahr 2013 bebaut wurde, zogen die Kisten, tonnenweise Erde und das ganze Equipment auf das ehemalige Bahn-Gelände an der Vogelsanger Straße um. Eine Riesenaktion, wie ihr euch denken könnt! Hier wurde der Garten, nun „Gartenbahnhof“ genannt, immer größer: Zuletzt wurden hier insgesamt 165 Kisten bepflanzt.
  • Seit 2016 wird der Vitalisgarten genutzt, der ein bisschen weniger urban wirkt als seine Vorgänger, aber dafür unübertroffen idyllisch ist. Hier hatten die Gärtner:innen ganz neue „grandiose Möglichkeiten“ (Zitat Volker), um selbst zu gestalten. Aber auch um die Struktur zu nutzen, die die Pächter:innen vorher bereits mit Herzblut hineingebracht hatten.
  • Parallel gab es eine Zeit lang noch den Heliosgarten auf dem gleichnamigen Gelände am Ehrenfeldgürtel. Die zentrale Lage erwies sich allerdings als Nachteil: Der Garten litt unter Müll und Vandalismus und wurde deshalb wieder geschlossen. Aber auch weil es zu viel wurde, zwei Gärten zu betreiben.

Der Vitalisgarten ist seit 2016 weiter gewachsen: Gestartet wurde mit einer Wiesenfläche („Grabeland“) und einem Schrebergarten, nach und nach kamen noch mehrere Nachbarparzellen hinzu, mit ihnen alte Apfel-, Sauerkirsch- und Pflaumenbäume.

Elias, der kleine Sohn von Katharina und Volker, wächst praktisch in diesem idyllischen Umfeld auf. Seinen ersten Besuch im Garten machte er 2019 im Alter von vier Wochen. Bald wird sich noch der kleine Bruder Noel hinzugesellen, der im September 2021 zur Welt kam.

Richtig komposten

Zurück zum Thema Kompost: The Good Food sammelt kompostierbare Gemüse- und Obstabfälle für den Vitalisgarten, und das Team bemüht sich, dafür kompostierbaren und allgemeinen Biomüll in verschiedenen Eimern voneinander zu trennen. Denn: Zitrusfrüchte und Brot dürfen nicht in den Kompost, da beides leicht schimmelt. Außerdem ist Brot in größeren Mengen das reinste Rattenfutter. Ratten gibt es im Garten zwar immer, aber man möchte sie natürlich nicht noch eigens zum Kommen ermutigen.

Wenn mal keine Kompost-Eimer von The Good Food kommen, ist es aber auch nicht schlimm, erklärt Katharina. Abfälle von verzehrbaren Lebensmitteln dürfen ohnehin nur einen Teil des Komposts ausmachen, sonst wird er zu matschig. Die Essensabfälle müssen deshalb kleingehackt und mit Gartenabfällen wie trockenen Blättern, Ästen und Staudenabschnitten gemischt werden, um einen brauchbaren Kompost zu ergeben. Anders ausgedrückt: Das Mischungsverhältnis von den stark stickstoffhaltigen matschig-grünen Abfällen und stark kohlenstoffhaltigen trocken-braunen Abfällen muss stimmen.

KompostVon The Good Food kommt natürlich nur die stickstoffreiche Variante. Das sind Obst und Gemüse, die bei uns verdorben sind, weil die gerettete Ware schon sehr reif war und nicht alles schnell genug abverkauft werden konnte. Oder auch, weil es sehr warm war.

Aber keine Sorge: Das betrifft zum Glück nur einen winzigen Teil der leckeren frischen Lebensmittel, die wir mehrmals in der Woche retten! Denn zum Glück helft ihr Kund:innen alle beim Retten mit und kommt nach neuen Lieferungen meist in Rekordzeit an die Verkaufsstandorte, so dass das leckere Essen da landet, wo es hin soll: in euren Mägen. 😊 Gleichzeitig freuen wir uns, dass selbst das, was bei uns aussortiert werden muss, im Vitalisgarten noch zu einem guten Einsatz kommt.

Vitalisgarten Köln

 

 

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