Etwa 130 Ehrenamtliche engagieren sich bei The Good Food (TGF). Hier könnt ihr uns besser kennenlernen: Im Blog stellen wir euch in loser Folge Mitglieder unseres Teams vor. Diesmal haben wir mit Christina gesprochen. Sie übernimmt Lastenradtouren, fährt den Transporter auf der Bauerntour, übernimmt interessante Sonderaktionen und hilft gerne mit, die Prozesse bei TGF gut zu gestalten. Hier erfahrt ihr mehr über sie.
Wie schaffst du es, neben der Arbeit so regelmäßig Aufgaben für The Good Food zu übernehmen?
Das geht, weil ich aktuell eine Teilzeitstelle habe und meine Aufgaben komplett im Homeoffice machen kann. Ich koordiniere von dort aus ein Außendienst-Team für einen Getränkehersteller aus Stuttgart. Daneben habe ich Zeit fürs Ehrenamt gewonnen, und dafür bin ich bin total dankbar.
Die Idee war von Anfang an, in der freien Zeit etwas Sinnvolles zu machen, und über eine Freundin meines Freundes bin ich auf The Good Food gestoßen. Mein Freund war damals manchmal auf Bauerntouren dabei, und ich habe ein paar Mal beim Ausladen am Laden geholfen. Je mehr ich das Projekt kennengelernt habe, umso cooler fand ich es und wollte selbst mitmachen. Jetzt bringe ich einmal pro Woche mit dem Lastenrad Lebensmittel aus dem Lager in die Läden, und ein bis zweimal im Monat fahre ich den Transporter auf der Bauerntour.
Die Teilzeitstelle schafft mehr Raum für das, was dir am Herzen liegt?
Ja, genau. Klar muss man Geld verdienen und sollte auch etwas zur Seite legen können, aber man kann auch gucken, wofür man sein Geld ausgibt. Ich war nie ein großer Konsummensch, habe immer geschaut, was braucht es und was nicht. Reduziertes Konsumverhalten zieht sich durch mein komplettes Leben: In unserer Wohnung haben wir alles selbst gebaut oder über Kleinanzeigen besorgt. So gut wie kein Gegenstand ist neu, und auch Kleidung kaufe ich so gut wie nur noch Secondhand. Es ist alles schon im Umlauf, wir brauchen nicht neu zu kaufen. Neu bedeutet immer weitere Ressourcen, und die sind vermeidbar.
Im Angestelltenverhältnis bin ich generell ein Fan der 30-Stunden-Woche. Das würde mehr Arbeitsplätze schaffen und die Leute zufriedener und glücklicher machen. Dazu sind wir aber noch zu sehr Leistungsgesellschaft. Viele kommen gar nicht auf die Idee, Stunden zu reduzieren, es sei denn das Familienleben fordert es.
Wir wurden in dieses System reingeboren, in dem von Arbeitgebern, Politik und Gesellschaft erwartet wird, dass man 40 Stunden pro Woche Arbeit hergibt, und dazu kommen noch die Fahrtwege. Ich finde, es sollte politisch geregelt sein, dass alle einen Anspruch auf Teilzeit haben. Auch für die Arbeitgeber:innen wäre das sinnvoll. Ich merke, wenn ich vier Stunden arbeite, bin ich voll konzentriert. Acht Stunden täglich kann man gar nicht Höchstleistung vorm PC bringen. Anders sehe ich es, wenn es um die Erfüllung eines Herzensprojektes geht, da kommt die Energie für die Arbeitszeit von ganz alleine.
Bei The Good Food merkt man, dass du gerne und gut organisierst …
Das kommt daher, dass ich schon mein Leben lang in der Gastro bin: Meine Eltern haben einen Ponyhof mit Hotel im Sauerland. Da habe ich schon mit 13 Jahren angefangen, ein bisschen in der Küche mitzuhelfen, Reitunterricht zu geben … Es gab immer etwas zu organisieren. So habe ich gelernt, auf alles ein Auge zu haben, und das bringe ich auch bei The Good Food ein.
Ich tausche mich gerne mit [The Good Food-Gründerin] Nicole über Organisatorisches aus, sie mag es ja auch sehr, Prozesse zu optimieren. Zum Beispiel überlege ich immer, was hätte es mir selbst erleichtert, schneller in die Aufgaben reinzukommen, und gebe Feedback zu den Leitfäden.
Außerdem übernimmst du die eine oder andere Sonderaktion wie Kellerstreichen, nicht wahr?
Ja, das habe ich zusammen mit Julian, meinem Freund, gemacht. Er wurde angesprochen, ob er weiß, wie man das Lager im Keller der Venloer 414 kühler bekommt. Daraufhin hat er sich mit dem Buch „Naturkeller“ schlau gemacht und noch Input von Teamkollegin Leonie bekommen. Ein Teil war, den Keller mit Kalkfarbe zu streichen, um Schimmelbildung entgegenzuwirken.
Wir haben an einem Sonntag gestrichen, weil der Keller dafür leer sein musste. Das Obst und Gemüse stand solange im Nebenraum und wurde am nächsten Tag zurückgeräumt. Zuerst mussten wir den Keller sauber machen, dann konnte die Streichaktion losgehen.
Gerade an einer solchen Aktion merkt man, wie sehr du dich mit The Good Food identifizierst
The Good Food passt wirklich sehr gut zu mir. Ich hatte schon immer ein Bewusstsein für gute Ernährung und achte auf gesundes Essen. Seit 16 Jahren lebe ich vegetarisch und mittlerweile vegan, und vor The Good Food war ich auch bei Foodsharing aktiv.
Wertschätzung für Lebensmittel war also immer da. Aber erst The Good Food hat mir den Blick in ein System ermöglicht, das ich so noch nicht kannte. Bei meiner ersten Bauerntour wollte ich lachen und weinen gleichzeitig: Einerseits hat es total Spaß gemacht, andererseits war ich so geschockt von dem System! Auf der Tour haben wir zum Beispiel Heidelbeeren in Plastikschalen gerettet. Allein an dem Tag wären sonst mehr als sieben Paletten in den Müll gewandert. So etwas kriegt man nicht zu sehen, wenn man sich nicht direkt damit beschäftigt.
An The Good Food finde ich außerdem toll, dass es für jede:n die Möglichkeit bietet, Lebensmittel zu retten. Alle können in unseren Läden einkaufen und daran teilhaben, egal ob sie sich mit dem Thema auseinandersetzen oder nicht. Darüber freue ich mich sehr.
Manchmal kommen auch Schulklassen in den Laden, um sich zu informieren. Ich kenne das von zuhause. Meine Familie bietet Klassenfahrten für Grundschulkinder auf dem Hof an, die bis dahin kaum Bezug zur Natur und zu Tieren hatten. Solche Exkursionen können ganz wichtige Erfahrungen für Kinder sein.
Was ich bei The Good Food noch sehr schätze: Die Gemeinschaft ist sehr schön. Wir sind ein tolles Team, und ich habe schon gute Freund:innen darüber gefunden. Es ist einfach so, wenn Menschen gemeinsame Werte haben, harmonisieren sie oft sehr gut miteinander.
Gibt es ein Erlebnis bei The Good Food, dass dich ganz besonders beeindruckt hat?
Bei einer Lastenradfahrt habe ich mal etwas sehr Schönes erlebt: Ich stand mit dem vollgepackten Lastenrad an einer roten Ampel, und neben mir hat mich eine Frau aus ihrem Auto heraus gefragt, wohin ich die ganzen Lebensmittel transportiere. Als ich ihr von The Good Food erzählt habe, hat sie sich so sehr für meinen Einsatz bedankt.
Besonders gerührt hat mich das, weil ihre kleine Tochter neben ihr auf dem Beifahrersitz saß – unsere Zukunft! Die jungen Generationen kommen ganz anders mit Themen wie Verschwendung und Nachhaltigkeit in Kontakt als wir damals. Es verändert sich auch schon viel, siehe Greta und die vielen neuen Studiengänge, die entstehen. Das macht mir Hoffnung!
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